Siebenschläfer – quirlige Kletterkünstler nach langem Winterschlaf

Das kleine Säugetier aus der Familie der Bilche (Schlafmäuse) hat seinen Namen angeblich aufgrund der Länge seines Winterschlafs. Allerdings schläft es in der Regel von Mitte September bis Anfang Mai und daher länger als sieben Monate. Der nachtaktive Nager wird häufig mit Eichhörnchen verwechselt, dabei ist er deutlich kleiner und hat rundliche Ohren. In Deutschland kommen Siebenschläfer in Mittelgebirgsregionen vor und manchmal auch in der nordwestdeutschen Tiefebene. Da sie nachtaktiv sind und den größten Teil des Jahres verschlafen, bekommen wir sie eher selten zu Gesicht. Bei den nächtlichen Streifzügen können die maximal 200 Gramm schweren Tiere jedoch so viel Krach wie ein Einbrecher machen.

Merkmale

Tatsächlich kommen die Verwechslungen mit Eichhörnchen nicht von ungefähr: dafür sorgt vor allem der buschige lange Schwanz des Siebenschläfers und sein Körperbau. Im Gegensatz zu den heimischen rotbraunen Eichhörnchen ist sein Fell jedoch graubraun mit einer weiß gefärbten Bauchseite. Der Kopf ist mausartig, mit rundlichen Ohren und auffallend großen schwarzen Augen.

Pfoten

An seinen Pfoten hat der Siebenschläfer klebrige Sohlenballen, die wie Saugnäpfe funktionieren. Zusammen mit seinen scharfen Krallen, kann er mühelos senkrechte Wände und Bäume erklimmen und ist nur selten am Boden anzutreffen. Auf der Suche nach Nahrung klettert er bis in die Baumkronen.

Sinnesorgane

Als nachtaktives Säugetier haben sich die Sinnesorgane des Siebenschläfers bestens an ein Leben in Dunkelheit angepasst. Er kann besonders gut hören und riechen, am besten ausgeprägt ist jedoch sein Tastsinn. Seine bis zu sechs Zentimeter langen Schnurrhaare helfen ihm zusammen mit den behaarten Tasthügeln im Gesicht, an Kinn und Unterarmen bei der Orientierung im Dunkeln. Durch sie weiß er genau, ob er durch ein Schlupfloch durchpasst oder nicht. Dank seiner großen Augen kann er auch bei Dämmerung noch sehr gut sehen, bei völliger Dunkelheit verlässt er sich jedoch auf seine anderen Sinne.

Schwanz

Wird der Siebenschläfer von Fressfeinden am Schwanz gepackt, so kommt es zum sogenannten Schwanzhautverlust. An einer eigens dafür vorgesehenen Sollbruchstelle reißt die Haut mitsamt den Haaren ab und nur das Schwanzskelett bleibt zurück. Mit der Zeit trocknen diese hautlosen Wirbel aus und fallen ab. Da der Schwanz nicht nachwachsen kann, bleibt er nun kürzer und nur das Endstück wird wieder mit Haut und Fell überdeckt.

Lebensweise

Siebenschläfer sind Einzelgänger und verhalten sich extrem territorial. Ihr Revier wird vehement gegen Artgenossen verteidigt und lediglich zur Paarung dulden Männchen und Weibchen die Nähe zueinander. Tagsüber schläft der Nager in Erdlöchern, Baumhöhlen, Nistkästen und anderen Verstecken. Mit Einbruch der Dämmerung wird er aktiv und macht sich auf die Nahrungssuche.

Nahrung

Die Leibspeise des Siebenschläfers sind Bucheckern. Daher bevorzugt er vor allem Laub- und Mischwälder mit vielen Buchen und Eichen. Zudem frisst er gerne Eicheln, Knospen und Nüsse, aber auch Beeren, Samen und Pilze. Neben der pflanzlichen Kost ergänzt der Siebenschläfer seinen Speiseplan auch durch Insekten, Schnecken, Vogeleier und manchmal sogar junge Vögel.

Winterschlaf

Seine ausgesprochene Gefräßigkeit hilft dem Siebenschläfer dabei, sich im Herbst ein dickes Fettpolster für den langen Winterschlaf anzulegen. Je mehr Reserven er ansetzt, desto höher ist seine Überlebenswahrscheinlichkeit. Während des Winterschlafes verlieren die Tiere zwischen 35 und 50 Prozent ihres Körpergewichts. Im September graben sie sich 50 bis 100 Zentimeter tief in den Boden ein, polstern ihr Winternest gut mit Laub und Moos aus und legen auch Vorräte an. Damit stillen die Siebenschläfer hauptsächlich ihren Bärenhunger nach dem Aufwachen im Frühjahr. Um die langen Monate unter der Erde überleben zu können, fahren die Siebenschläfer ihren Stoffwechsel weit herunter. Die Herzfrequenz fällt von sonst 300 Schläge pro Minute auf nur noch fünf bis zehn Schläge pro Minute. Die Körpertemperatur verringert sich auf fünf Grad Celsius und passt sich der Umgebungstemperatur des Bodens an. Ein bis zweimal wird der Winterschlaf für kurze Aufwärm- und Aufwachphasen unterbrochen, um den Zelltod zu vermeiden. Bei etwa 20 Grad Celsius, meistens Anfang Mai, erwachen die Siebenschläfer wieder und verlassen ihre Schlafnester. Je nach Umgebungstemperatur kann sich die Dauer des Winterschlafes reduzieren.

Fortpflanzung & Nachwuchs

Die Paarungszeit beginnt meist einen Monat nachdem die Tiere aus dem langen Winterschlaf erwacht sind. Eine Besonderheit dabei ist, dass die Vermehrung der Siebenschläfer über die nicht immer gegebene Befruchtungsfähigkeit der Männchen gesteuert wird. Nur bei gutem Nahrungsangebot im Herbst, sind die Männchen im darauffolgenden Frühjahr in der Lage Nachwuchs zu zeugen, was sich an den deutlich vergrößerten Hoden zeigt. Die Weibchen sind zwischen 30 und 32 Tagen trächtig und bringen meist im August vier bis sechs blinde Junge zur Welt. Nun wird die Zeit knapp für die Jungtiere, denn erst nach 21 bis 32 Tagen öffnen die Kleinen ihre Augen und nehmen feste Nahrung zu sich. Um zu überleben sind sie nun auf ein sehr gutes Nahrungsangebot angewiesen, um sich die für den Winterschlaf nötige Fettschicht anzufressen. Selbstständig sind die Jungtiere mit etwa zwei Monaten.

Bedrohungen

Die natürlichen Fressfeinde des Siebenschläfers sind Hauskatzen, Marder und größere Eulen. Auch lange Winter können die Populationen erheblich verringern. In Deutschland zählt der Kletterkünstler nicht zu den gefährdeten Arten, auch wenn sich sein Vorkommen – vor allem im Norden Deutschlands – in den letzten Jahrzehnten verringert hat. Durch die Intensivierung der Forstwirtschaft mussten intakte Mischwälder den eintönigen Nutzwäldern weichen und bieten dem Siebenschläfer somit keinen geeigneten Lebensraum mehr.

Mensch & Siebenschläfer

In einigen Ländern werden die Siebenschläfer sogar bis heute gegessen. In Slowenien gelten sie beispielsweise als seltene Spezialität und auch in manchen Teilen Italiens ist der Verzehr immer noch Tradition. Auf Englisch heißen Siebenschläfer „ebible doormouse“ (übersetzt: essbarer Bilch), daher kann man davon ausgehen, dass auch dort die Tiere zu früheren Zeit auf dem Tisch gelandet sind.

Hier in Deutschland werden die Siebenschläfer zum Glück nicht verzehrt, sie können uns jedoch trotzdem ziemlich nahekommen und auch zum Störenfried werden. Siebenschläfer scheuen die Nähe des Menschen nicht: sie nisten sich in Dachböden, Gartenhäuschen, Nistkästen oder auf Obstplantagen ein. Auf letzteren können die Nager großen Schaden anrichten und werden dadurch oft bejagt, obwohl sie geschützt sind. Man kann die Tiere jedoch mit dem Einsatz bestimmter Düfte sanft vertreiben. Mottenkugeln oder Räucherstäbchen und auch Weihrauch haben sich dabei bewährt. Man muss jedoch am Ball bleiben und die Prozedur regelmäßig wiederholen, sonst kommen die putzigen Tierchen zurück.

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