Geflügelte Nachtschwärmer - Fledermäuse in Deutschland
Auf unserem Planeten sind Fledermäuse schon seit über 50 Millionen Jahren zuhause! Die Mehrzahl der 1200 heute auf der Erde ansässigen Fledermausarten lebt
in den tropischen Klimazonen. Hierzulande sind 25 verschiedene Arten beheimatet, sie stehen alle auf der Roten Liste und sind teilweise sogar von Aussterben bedroht.
Die Flugkünstler mit ihren spitzen Eckzähnen, geben uns Menschen nicht nur seit jeher Vorlagen für Schauermärchen und dunkle Fantasien, sondern werden vor allem durch uns bedroht. Lernen Sie diese einzigartigen Geschöpfe näher kennen und helfen Sie dabei, sie zu schützen und ihren natürlichen Lebensraum zu erhalten.
Merkmale
Fledermäuse in Deutschland werden selten größer als 5 cm, die Australische Gespensterfledermaus hat im Vergleich dazu eine Flügelspannweite von mehr als einem halben Meter. Fledermäuse haben spitze, meist sehr große Ohren und auf dem Rücken generell dunkleres Fell als auf der Bauchseite. Wie die meisten nachaktiven Tiere, haben sie keine auffälligen Äußerlichkeiten und die Geschlechter unterscheiden sich kaum. Ihre spitzen Eckzähne dienen zumindest in Deutschland nicht zum Blutsaugen, sondern um den Panzer ihrer Beuteinsekten aufzubrechen. Es gibt Vampirfledermäuse, die sich ausschließlich vom Blut ihrer Beutetiere ernähren, sie sind jedoch auf dem amerikanischen Kontinent beheimatet. Hier bei uns ernähren sich Fledermäuse von Insekten und verputzen täglich mehrere tausend davon.
Fliegen
Fledermäuse fliegen mit ihren Händen und sind die einzigen Säugetiere, die den aktiven Flug beherrschen. Die Flughaut spannt sich zwischen den verlängerten Fingerknochen bis zum Hals und zu den Hinterbeinen und sogar bis zum Schwanz. Die Handknochen einer Fledermaus unterscheiden sich kaum von der einer menschlichen Hand. Fledermäuse nutzen ihre Flughaut beim Fliegen auch als Kescher und erbeuten so erheblich mehr Tiere, als wenn sie sie einzeln mit ihrem Maul fangen würden.
Füße
In der Ruheposition hängen Fledermäuse typischerweise mit ihrem Kopf nach unten. Dies ermöglicht ihnen bei Gefahr einen Blitzstart, weil sie sich einfach nur fallen lassen müssen und sofort losfliegen können. Die Krallen der Füße werden durch einen Automatismus in den Sehnen allein durch das Gewicht der Fledermaus gekrümmt, sie muss sich also nicht aktiv festhalten. So bleiben sie auch im Winterschlaf und sogar im Tod an Decken, Wänden oder Bäumen hängen.
Ohren
Das Gehör der Fledermäuse ist von allen Tieren weltweit am sensibelsten. Durch ihre Fähigkeit zur Echoortung können sie sich bei Nacht hervorragend und millimetergenau orientieren. Fledermäuse stoßen für den Menschen unhörbare Ultraschallwellen aus, die als Reflexion von Objekten oder Tieren zurückgeworfen werden. Damit können sie im Dunklen nicht nur Hindernisse orten, sondern sogar die einzelnen Arten von Insekten unterscheiden. Lange wurde geglaubt, dass Fledermäuse nachts besonders gut sehen können. In heute unvorstellbar grausamen Versuchen hat sich jedoch herausgestellt, dass Tiere, denen die Augen ausgestochen worden waren, sich weiterhin mühelos in dunklen Räumen zurechtfinden konnten. Wurden ihnen jedoch die Ohren versiegelt, so stürzten sie ab oder flogen ungebremst in ein Hindernis. Erst zu Beginn des 2. Weltkrieges ermöglichte es die Technik, die Hochfrequenztöne der Fledermäuse durch Schalldetektoren wahrzunehmen und so die Beschaffenheit des phänomenalen Fledermaus-Gehörs zu begreifen.
Ein Jahr im Leben einer Fledermaus
Fledermäuse halten etwa 5-6 Monate Winterschlaf. Da sich unsere heimischen Flattermänner ausnahmslos von Insekten ernähren, bleibt ihnen gar keine andere Wahl, als den insektenarmen Winter von Anfang November bis Ende März einfach zu verschlafen. Im Gegensatz zu Eichhörnchen oder Braunbären, die „Winterruhe“ halten, machen Fledermäuse einen richtigen Winterschlaf und wachen nur sehr selten auf. Im Herbst haben sie sich ein dickes Fettpolster angefressen und 20-30 % an Gewicht zugelegt.
Stoffwechsel im Winter
Sie suchen ihre kühlen, aber möglichst frostfreien, Winterquartiere auf, beispielsweise Höhlen, Stollen oder sogar Keller. Dort hängen sie kopfüber, oftmals eng in ihre Flughaut gewickelt, und drosseln ihren Stoffwechsel auf ein Minimum. Während ihr Herz sonst bis zu 800-mal pro Minute schlägt, beträgt die Herzfrequenz im Winterschlaf nur noch 18-80 Schläge pro Minute und auch die Atmung wird stark verlangsamt. Sie senken ihre Körpertemperatur auf nur wenige Grad ab und sollte die Außentemperatur drastisch abfallen, so muss auf Kosten der Fettreserven die Körpertemperatur erhöht werden. Während des Winterschlafs verlieren Fledermäuse etwa 30 % ihres Körpergewichtes. Werden die Tiere währenddessen gestört und versehentlich geweckt, so brauchen sie bis zu einer Stunde, um ihren Stoffwechsel wieder hochzufahren und verbrennen dabei unnötig viele Kalorien und das mühsam angefressene Fettpolster schwindet. Fledermaushöhlen sind daher oftmals für Besucher im Winter gesperrt, um die kleinen Flugkünstler nicht zu stören. Wenn sie zu oft aufwachen und ihre Reserven unnötig verbrauchen, können diese nicht bis zum Frühjahr ausreichen und die Tiere überleben nicht.
Guten Morgen im April
Geweckt von den ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühling, machen sich die Fledermäuse direkt auf Futtersuche. Nach der langen entbehrungsreichen Zeit plagt sie natürlich ein riesiger Hunger. Zeitgleich machen sie sich auf den Weg in ihre Sommerquartiere, wo die Weibchen auch direkt trächtig werden. In Abwesenheit der Männchen wohlgemerkt! Denn die Paarung hat bereits vor dem Winterschlaf stattgefunden und die Spermien überdauern im Geschlechtstrakt des Weibchens mehrere Monate, bis die Temperaturen wieder wärmer werden und es bei dem Weibchen zum Eisprung und zur Befruchtung kommt. Die Weibchen schließen sich zu Gruppen zusammen, die man „Wochenstuben“ nennt, dort bringen sie ihre Jungtiere (meist nur eines) zur Welt und ziehen diese gemeinsam auf. Nach etwa 50 Tagen Tragzeit werden die winzigen Jungtiere geboren. Bei kleinen Arten wiegen die Fledermaus-Babys gerade einmal zwei Gramm. Umso unvorstellbarer ist es, dass sie nach vier bis fünf Wochen Säugezeit bereits selbstständig damit anfangen Insekten zu jagen. Die Männchen verbringen diese Zeit als Einzelgänger oder in kleinen Gruppen zusammen mit anderen Männchen. Selten trifft man sie in Wochenstuben zusammen mit dem Nachwuchs und den Weibchen an.
Balzzeit
Wenn der Nachwuchs Mitte September aus den Wochenstuben auszieht, beschäftigen sich die Fledermäuse direkt mit der Produktion der nächsten Generation. Die Männchen warten in ihren Balzquartieren und locken die Weibchen mit typischen Lauten zu sich in ihre Baumhöhlen, um sich mit ihnen zu paaren. Neben der Paarung sind die Fledermäuse nun hauptsächlich damit beschäftigt, so viel Nahrung wie nur möglich aufzunehmen, um sich die für den Winterschlaf nötige Fettschicht anzufressen. Im November machen sich die geflügelten Akrobaten wieder auf zu ihren Winterquartieren, um bis zum nächsten Frühjahr, hoffentlich ungestört, durchzuschlafen.
Gefahr für Fledermäuse
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Die niedrige Wurfzahl mit nur einem Jungtier machen Fledermäuse mit ihrem hohen Durchschnittsalter wett: 20 Jahre und sogar mehr sind an der Tagesordnung. Leider sterben Fledermäuse meist nicht eines natürlichen Todes oder an Altersschwäche, sondern fallen oftmals ihrer größten Bedrohung zum Opfer: uns Menschen!
Intensivierung der Landwirtschaft
Der Einsatz von Insektiziden und Pestiziden in der industriellen Landwirtschaft ist für die Fledermäuse zum Verhängnis geworden, denn sie zerstören den Lebensraum vieler Insekten und somit die Nahrungsquelle der Fledermäuse. Und selbst die noch verbliebenen Insekten sind oftmals durch die Gifte kontaminiert und vergiften somit die Fledermäuse, wenn sie von ihnen gefressen werden.
Zerstörung der Lebensräume
Durch den Verlust alter Bausubstanz werden die Lebensräume der Fledermäuse nach und nach zerstört. Um Häuser und andere Bauwerke, wie Kirchen oder Fabriken, energiesparender zu machen, müssen Bau- und Sanierungsarbeiten zur besseren Dämmung vorgenommen werden. Diese versiegeln auch die letzten Schlupflöcher für die Nachtschwärmer und sie finden keine Unterschlupfmöglichkeiten mehr.
Todesfalle Windrad
Besonders gefährdet sind Fledermäuse durch Windkraftanlagen. Die Rotorblätter von Windrädern drehen sich sehr schnell und können von Fledermäusen nicht rechtzeitig geortet werden. Der Druckabfall hinter den Rotorblättern kann die Lungen und inneren Organe der Tiere zum Platzen bringen, das sogenannte „Barotrauma“. Laut dem Deutschen Naturschutzbund fallen in Deutschland jährlich etwa 200.000 Fledermäuse den Windkraftanlagen zum Opfer.
Fledermaus-Hilfe
Die Deutsche Wildtierstiftung beispielsweise betreibt keine Forstwirtschaft auf ihren Flächen und Fledermäuse finden im Dickicht wieder ideale Lebensräume. Des Weiteren gibt es wildtiergerechte Landwirtschaft, die leider noch von sehr wenigen Landwirten betrieben wird. Auch politisch engagiert sich die Stiftung sehr für die Tiere und setzt sich dafür ein, dass der Ausbau von Windkraftanlagen unter naturverträglichen Aspekten geschieht.
Doch jeder Einzelne kann zum Schutz der Fledermäuse beitragen. Große Gefahren bestehen auch durch die immer heißer werdenden Sommer in Deutschland. Vor allem wenn die Wochenstuben in Gebäuden sind, sterben Jungtiere oftmals den Hitzetod oder fallen aus ihren Quartieren, da sie verzweifelt versuchen, der tödlichen Hitzefalle zu entkommen. Die Zwergfledermaus beispielsweise findet schon in den kleinsten Spalten unter Dachziegeln oder Holzverschalungen Unterschlupf und gerade unter schwarzen Ziegeln wird es im Sommer schnell über 60 Grad heiß. Manchmal flüchten die Tiere dann auch in darunter liegende Wohnungen. Wenn Sie eine heruntergefallene Fledermaus finden, bringen Sie sie bitte an einen kühleren und vor Katzen geschützten Ort. Meist nehmen die Tiere dankbar etwas Wasser von einem Teelöffel an. Bitte fassen Sie die Tiere nie mit bloßen Händen an, wie alle Wildtiere können sie eventuell Krankheiten übertragen.
Sollten Sie alte Baumbestände auf Ihrem Grundstück haben, können Sie ebenfalls dazu beitragen, dass Lebensräume nicht weiter zerstört werden, indem Sie die Bäume erhalten und nicht fällen. Gerade alte Wälder gehören zu den wichtigsten Lebensräumen von Fledermäusen, dort können die gefährlichen Hitzefallen nicht entstehen, da die Fledermäuse immer rechtzeitig auf schattigere und somit kühlere Möglichkeiten ausweichen können.
Wenn Sie wissen, dass auf ihrem Dachboden oder in Ihrem Keller Fledermäuse Winterschlaf halten, so stören Sie diese bitte nicht, damit sie durch das Hochfahren des Stoffwechsels nicht unnötig Kraftreserven verbrauchen. Vielleicht haben Sie auch das Glück und einige der geflügelten Nachtschwärmer haben sich in Ihrem Garten angesiedelt und dezimieren lästige Insekten den ganzen Sommer über. Helfen auch Sie mit, dass sich die Fledermausbestände in Deutschland wieder erholen und diese einzigartigen Geschöpfe noch lange durch unsere Nächte fliegen.
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