Feldhase – der bedrohte Sprinter

Rund drei Millionen Feldhasen leben bei uns in Deutschland. Die ausgewachsenen Tiere wiegen zwischen 2,5 und 6,4 Kilogramm und können in Ausnahmefällen sogar bis zu acht Kilogramm auf die Waage bringen. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet umfasst nahezu die komplette südwestliche Paläarktis (Eurasien und Nordafrika). Jedoch wurden sie vom Menschen auch auf anderen Kontinenten, wie zum Beispiel Australien und Amerika, angesiedelt. Hier bei uns gibt es statistischen Erhebungen zufolge etwa acht bis zehn Feldhasen pro Quadratkilometer.

Merkmale & Sinne

Die pelzigen Langohren sind durchweg perfekt an ihr Leben als Fluchttier angepasst. Sie sind „Bewegungsseher“: das heißt, ihre Augen haben sich darauf spezialisiert, Bewegungen besonders gut ausmachen zu können. Obwohl sie kurzsichtig sind, haben sie durch die seitlich angelegten Augen ein Blickfeld von nahezu 360 Grad. Feldhasen haben jedoch noch viele weitere faszinierende Eigenschaften, damit sie sich entweder schnell aus dem Staub machen können oder erst gar nicht bemerkt werden.

Fell

Das Fell des Feldhasen setzt sich aus einer sehr feinen Unterwolle und einer festeren, dickeren Grannenbehaarung zusammen. An der Oberseite ist es braungelb, während es an den Körperseiten eine rostrote Färbung mit schwarzen Spitzen aufweist. Am Bauch ist das Fell cremeweiß, an Hals, Kopf, Brust und Beinen hellbraun. Die Ohren sind blassgrau mit einer schwarz gefärbten Spitze. Die Schwanzunterseite ist weiß. Im Winter weist das Fell eine hellere Färbung auf, damit der Feldhase optisch noch besser an seine Umgebung angepasst ist.

Meisterhaft getarnt

Die Fellfarbe hilft dem Feldhasen besonders in Gefahrensituationen. Durch sie wird er, wenn er regungslos und mit angelegten Ohren in seiner Sasse liegt, nahezu unsichtbar. Zudem nimmt das Langohr jede noch so kleine Bodenerschütterung wahr und weiß genau, wenn sich die Bedrohung nähert. Der Hase bleibt möglichst lange in seinem Versteck, bis er dann plötzlich abrupt aufspringt und flüchtet.

Hinterläufe

Bei der Flucht helfen dem Feldhasen seine extrem langen Hinterläufe, mit denen er Höchstgeschwindigkeiten von über 70 Kilometern pro Stunde erreicht. Seine Sprünge können dabei bis zu drei Meter weit und zwei Meter hoch sein. Wechselt er dann noch abrupt die Richtung („Haken schlagen“), kann er nahezu immer entkommen. Kaum vorstellbar, wenn man bedenkt, wie ungelenk und langsam das Langohr beim entspannten „Hoppeln“ aussieht.

Lebensweise

Der Feldhase ist ein scheuer Einzelgänger, lebt meist nacktaktiv und behält sein Revier ein Leben lang. Als Fluchttier bevorzugt er offene Flächen mit einer guten Rundumsicht, sodass er auch von seiner flachen Mulde, der sogenannten Sasse aus, sein Umfeld gut überblicken kann. Meist geht er über Umwege zu seinem Liegeplatz und legt dabei die letzten Meter mit einem großen Sprung zurück, um Feinde zu verwirren. Zudem hat der Feldhase keine Duftdrüsen an seinen Pfoten. Dadurch ist er für seine Verfolger schwer aufspürbar.

Fortpflanzung

Bei der Fortpflanzung wählt die Häsin ihren Partner aus, der seine Kraft und Ausdauer in eindrucksvollen Wettläufen und „Boxkämpfen“ unter Beweis stellt. Da sie sich in kurzer Zeit mehrmals paart, können innerhalb eines Wurfes auch Mehrfach-Vaterschaften vorkommen. Bemerkenswert dabei ist die Superfötation: während der Tragzeit kann die Häsin erneut trächtig werden. Das bedeutet, es können sich Embryonen unterschiedlicher Entwicklungsstadien in ihrer Gebärmutter befinden. Da die Fortpflanzungszeit von Januar bis Oktober andauert, kann die Häsin drei bis vier Würfe pro Jahr zur Welt bringen. In der Regel umfassen die Würfe ein bis fünf Jungtiere, die sehend und behaart geboren werden. Die Junghasen sind Nestflüchter und leben allein, jedoch nicht verlassen, denn zweimal am Tag kommt die Häsin zum Säugen. Unter keinen Umständen sollten Jungtiere vom Menschen angefasst oder mitgenommen werden.

 

Laute

Während Junghasen gelegentlich quietschen, hört man von ausgewachsenen Feldhasen lediglich ein leises Murren, und dies auch nur aus nächster Nähe. Befinden sie sich in höchster Gefahr, so geben sie einen durchdringenden Laut von sich, ähnlich wie das Geschrei eines Kindes.

Nahrung

Der Feldhase nimmt rein pflanzliche Kost zu sich und benötigt am Tag etwa 1,4 Kilogramm Nahrung. Je nach Jahreszeit lässt sich das Langohr Gräser, Kräuter, Samen, Wurzeln oder auch Rinde schmecken. Im Blinddarm des Feldhasen bildet sich zusätzlich ein vitaminreicher Nahrungsbrei, der nach seiner Ausscheidung vom Langohr wieder aufgenommen wird. Damit deckt der Hase seinen Vitamin B1-Bedarf.

Unterschiede zu Kaninchen

Da es immer wieder zu Verwechslungen kommt, wollen wir Ihnen an dieser Stelle die Unterschiede zwischen Feldhasen und Wildkaninchen vorstellen. Kaninchen sind im Gegensatz zum Feldhasen deutlich zierlicher und haben rundlichere und kürzere Ohren. Während Hasen rotbraunes Fell haben, nachtaktiv und Einzelgänger sind, haben Kaninchen meist graues Fell, leben in Gruppen zusammen und grasen auch tagsüber. Ein weiterer Unterschied ist, dass Kaninchen Gänge und Höhlen graben, in die sie bei Gefahr flüchten. Dabei rennen sie eher kurze Strecken. Hasen ducken sich in ihrer Sasse und bringen auch dort die Jungen zur Welt. Sie sprinten Haken schlagend über Felden, um ihren Feinden zu entkommen.

Bedrohungen

Feldhasen zählen in Deutschland zu den bedrohten Tierarten. Wie für so viele Wildtiere, ist auch für sie die Intensivierung der Landwirtschaft und der Pestizideinsatz eine enorme Bedrohung. Die Langohren verlieren dadurch ihren Lebensraum und ihr Nahrungsmittelangebot.

Auch die Zerschneidung der Landschaften durch den Straßen- und Schienenverkehr macht ihnen das Leben schwer. Etwa 60.000 Feldhasen verlieren in Deutschland jährlich ihr Leben durch Unfälle mit Fahrzeugen. Eine große Anzahl von Feldhasen fällt auch Jahr für Jahr der Jagd zum Opfer, und dass obwohl ihr Bestand bereits bedroht ist.

Viele Tiere siedeln sich mittlerweile auf den Grünflächen der Städte an, langfristig kann der Artenschutz jedoch nur mit einer wildtierfreundlichen Agrarpolitik gewährleistet werden.

Mythos Osterhase

Warum heißt es „Osterhase“ und was hat er mit dem Osterfest zu tun? Ganz genau ist der Ursprung nicht geklärt. Die Tradition des Osterhasen hat sich als solches erst im 19. Jahrhundert durchgesetzt und lässt sich auf zwei ganz unterschiedliche Herangehensweisen erklären. Erstens ist der Hase in der byzantinischen Tiersymbolik ein Symbol für Jesus Christus. Aufgrund der fehlenden Augenlider schläft der Hase mit offenen Augen und wacht so wie Jesus Christus über die seinen. Als zweiter Erklärungsansatz gilt der Hase seit jeher als Fruchtbarkeitssymbol und steht daher symbolisch für das Leben und somit auch für die Auferstehung.

Die Experten sind sich nicht ganz einig, ob der Hase als unverstandene Umbildung des Osterlamms lediglich fehlinterpretiert wurde. Es gibt jedoch aus dem 12. Jahrhundert ein Sakramentarblatt zur Osterliturgie, worauf der Hase als Verzierung zu erkennen ist. Heutzutage ist ein Osterfest ohne Hase als Geschenkebringer für uns kaum vorstellbar, welche Theorie auch immer stimmen mag. Leider darf an dieser Stelle nicht vergessen werden, dass in Deutschland jährlich etwa 30 Millionen Mastkaninchen unter nicht artgerechten Bedingungen leben und sterben müssen. An Ostern ist die Nachfrage besonders hoch. Unser Dachverband, der Deutsche Tierschutzbund, fordert daher zu Recht: „Wir sollten aufhören, uns mit romantischen Geschichten etwas vorzumachen und den Tatsachen – dem versteckten Leid der Tiere – ins Auge sehen. Warum das Osterfest nicht mal ohne tierische Gerichte tatsächlich als Fest des Lebens feiern?“

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